Etwas als gossip zu bezeichnen, ist eine bequeme Methode, um weniger dominante Stimmen zu ignorieren, Gespräche oder Forderungen zu banalisieren und den Status Quo der Machtverhältnisse und Normen beizubehalten. Doch gossip trägt auch produktive Potentiale in sich. Die Plattform GOSSIP GOSSIP GOSSIP setzt sich mit gossip als queere Strategie und Werkzeug weiblicher Wissensproduktion auseinander. Denn gossip ist inhärent eine ephemere queere Praxis: ein queeres worldmaking und – nun in den Worten Hubert Fichtes – eine uneigentliche, indirekte Sprache. Eine solidarische Sprache (und mit ihr ein Archiv an erzählten Geschichten), die nur für diejenigen innerhalb der Sphäre – und zu einem gewissen Grad von deren 'Allies' – vollständig zu verstehen und zu lesen ist.
GOSSIP GOSSIP GOSSIP ist eine Plattform für Veranstaltungen und Ausstellungen im Berliner Stadtraum, konzipiert und kuratiert von Anja Lückenkemper und Sandra Teitge.
2022 präsentiert GOSSIP GOSSIP GOSSIP unter dem Titel "The Devil's Radio" eine fünfteilige Reihe an Performances, Ausstellungen und künstlerischen Aktionen an und zusammen mit verschiedenen in der Stadt verteilten Orten und Initiativen. Die Details und Termine der Veranstaltungen werden zeitnah bekannt gegeben.
Projektleitung: Magdalena Walpoth
Kontakt: pssst@gossipgossipgossip.org
¬ Akt 3
Witches, Rituals, and Healing
18.06.2022
at Floating University
18h – Mitternacht
Lilienthalstr. 32
10965 Berlin
Silvia Federici verortete die Ursprünge des Wortes gossip in der Bedeutung "the spiritual association with ‚kin‘” und beschreibt, dass die engen Gemeinschaften von Frauen traditionell eine Quelle der Stärke waren. Das abwertende Verständnis von gossip ist eine Strategie, die die Verschlechterung des sozialen Status von Frauen begleitete: Bereits im 16. Jahrhundert wurde der Vorwurf, eine Klatschtante zu sein (sprich: eine Hexe!) ein Grund für die Verfolgung und Bestrafung von Frauen. Zu dieser Zeit wurde gossip von einem Wort der Freundschaft und Zuneigung zu einem Wort der Verunglimpfung und des Spottes. Wie können wir heute gossip zu den Wurzeln zurückführen oder als Strategie nutzen, um Ausgrenzung in Gemeinschaft, Bündnis und Freundschaft zu verwandeln?
Die Arbeiten von COVEN BERLIN, Zoë Claire Miller und Lauryn Youden, speisen sich aus einem Verständnis von gossip als die Solidarität, die (weibliche) Freundschaft impliziert und erzeugt. gossip ist hier eine (uralte) Form der femininen Wissensproduktion. Der mehrteilige performative Abend Witches, Rituals, and Healing untersucht gossip als gemeinsames Ritual.
Alle Veranstaltungsteile sind für Rollstuhlfahrer:innen zugänglich.
Lesung mit Lauryn Youden jeweils um 19h, 20h und 21h
Die Teilnehmer:innenzahl ist begrenzt.
Bitte mit dem entsprechenden Zeitwunsch anmelden unter: pssst@gossipgossipgossip.org
Witches, Rituals, and Healing ist der zweite von fünf Teilen der Reihe The Devil's Radio, gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.
Fotodokumentation: Daniel Seiffert
Performativer Abend
¬ Akt 3
Fakes, Fictions and Forensics
27. – 29.05.2022
feldfünf
Soft Opening: Freitag, 16:00 - 21:00
Samstag & Sonntag, 12:00 - 18:00
feldfünf e.V.
Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 7–8
10969 Berlin
www.feldfuenf.berlin
Der Begriff 'gossip' erinnert an Hochglanzmagazine, an Schulhofdramen, an Kaffeeklatsch unter Nachbarinnen oder Müttern. gossip hat einen schlechten Ruf; nicht umsonst bezeichnete George Harrison gossip als "the devil's radio". Aber gossip ist auch Aktivismus; er ist ein uraltes Instrument der weiblichen Wissensproduktion. Und obwohl daher oft politisch, kann gossip auch Spaß machen, kann wild und verführerisch sein. Fakes, Fictions, and Forensics hinterfragt wahrgenommene Normalität(en) in diesem Kontext und konzentriert sich auf weibliche Identitäten – auf die Fakes und Fiktionen, Realitäten und Wahrnehmungen, die sie ausmachen. Die Arbeiten von Anna Ehrenstein, Nora Heinisch, Natalie Paneng und Franziska Pierwoss entwickeln ein neues Verständnis von gossip, um ihn nicht als "leeres Gerede", sondern als emanzipatorische Wiederaneignung und kulturelles Lernen zu verstehen. Als wirkungsvolles Mittel zur Vermittlung von Informationen über Verhaltensregeln, weibliche (Selbst-)Darstellung im Diskurs um Feminismus und gesellschaftliche Normen mit subversivem Potenzial. In dieser Lesart stärkt gossip Bindungen, teilt Wissen und schafft eine Vielzahl weiblicher Identitäten.
Fakes, Fictions, and Forensics ist der erste von fünf Teilen der Reihe The Devil's Radio, gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.
Fotodokumentation: Victoria Tomaschko
Ausstellung
¬ Akt 2
gossip, fleeting moments, and performances
29.11. – 26.12.2021
Ku’damm
Berlin
5.12.2021
Programm
15–17h
Treffpunkt:
Ku'damm 33
(vor Douglas)
Queerness, so schreibt José Esteban Muñoz in Ephemera as Evidence, wird oft im Verborgenen übermittelt: „ Instead of being clearly available as visible evidence, queerness has instead existed as innuendo, gossip, fleeting moments, and performances (...)“. Sich die flüchtigen und implizierenden Strategien von gossip anzueignen, ermöglicht denjenigen, die Teil dieser Sphäre sind, miteinander zu interagieren – während sich diese bei der Berührung mit anderen, nicht-Queeren, verflüchtigt. gossip, fleeting moments, and performances, Akt 2 der Rechercheplattform GOSSIP GOSSIP GOSSIP, stellt in einer Reihe von Videoarbeiten queere Stategien, und damit die “Sousentendus, Verfremdungen, Übertreibungen, Ironie, Travestie” (Fichte), die queere Sprache prägt, in den Stadtraum entlang des vom Kommerz geprägten Ku’damms, mitten in der (einkaufswahnsinnigen) Vorweihnachtszeit.
Auf bis zu 14 simultan bespielten Vitrinen, die sonst für Werbung reserviert sind, setzen sich die Künstler:innen Jasmina Al- Qaisi, Samantha Bohatsch, Anna Ehrenstein, Laure Prouvost und Roseline Rannoch mit gossip auseinander – erweitert durch eine akustische Aktivierung im öffentlichen Raum von Banu Çiçek Tülü und einer Audio-Tour des Flaneur Magazins. Sie alle nutzen die versteckten und subversiven Strategien von gossip, die zum Teil den Strategien der Werbung ähneln, liefern so ephemere Beweise für Affekt, Sexualität und Gender und unterbrechen den konventionellen und normativen Werbefluss der in den Vitrinen entlang des Ku’damms präsentiert wird.
gossip, fleeting moments, and performances war Teil der Initiative DRAUSSENSTADT, gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa sowie der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung. Umgesetzt mit der freundlichen Unterstützung des Bureau des arts plastiques des Institut français Deutschland und des französischen Ministeriums für Kultur.
Fotodokumentation: Victoria Tomaschko
Vitrinen
Sound/Audio-Spaziergänge
& Lese-Performance
¬ Akt 1
Gossip, Scandal and Good Manners
10. – 20.09.2021
Görlitzer Park
Berlin
Für Gossip, Scandal and Good Manners setzen sich die Künstler:innen Samantha Bohatsch, Pêdra Costa und Özlem Özgül Dündar auf drei Plakatwänden und durch drei performative Aktivierungen mit Gossip als queerer Strategie und Werkzeug weiblicher Wissensproduktion auseinander. Etwas als gossip zu bezeichnen, ist eine bequeme Methode, um weniger dominante Stimmen zu ignorieren, Gespräche oder Forderungen zu banalisieren und den Status Quo der Machtverhältnisse und Normen beizubehalten. Aber gossip trägt auch produktive Potentiale in sich und ist ein effektives Mittel zur Vermittlung von Informationen und (temporären) Gruppenbildung von peers, die über sich selbst reflektieren und Wissen über ihre eigene Geschichte(n) produzieren. Das Projekt Gossip, Scandal and Good Manners will durch die Verwendung künstlerischer und subversiver Modi operandi von gossip – 3 Plakate und 3 performative Aktivierungen – eine gemeinsame Gegenstrategie aufzeigen, die sich durch Diversität, Fluidität und Intersektionalität auszeichnet.
Gossip, Scandal and Good Manners wurde gefördert mit Mitteln der Projektförderung Kreuzberg-Friedrichshain.
3 Plakatwände
3 performative Aktivierungen